Herzinfarkt bei Frauen: Warnsignale bei Frauen erkennen

Ein Herzinfarkt bei Frauen äußert sich anders als bei Männern.
Ein Herzinfarkt bei Frauen äußert sich anders als bei Männern.

Ein Herzinfarkt kündigt sich bei Frauen anders an als bei Männern. Was du über Herzgesundheit bei Frauen wissen solltest und wie Frauen einen Herzinfarkt erkennen.

In der Medizin wurde lange nicht zwischen Männern und Frauen unterschieden. Bis jetzt. In Sachen Herzgesundheit etwa fand die Forschung bereits gravierende Unterschiede zwischen den Geschlechtern!

Herzgesundheit bei Frauen weniger erforscht

Das Herz ist der Motor unseres Lebens! Kein Wunder also, dass dieses Organ, das gerade mal so groß wie eine Männerfaust ist, besonders gut erforscht ist. Zumindest das männliche Herz. Und das Frauenherz? Das blieb lange im Prinzip unerkannt. Stattdessen machten es sich die Mediziner und Forscher leicht: „Die Ergebnisse wurden früher einfach auf Frauen übertragen“, sagt Prof. Sandra Eifert vom Herzzentrum Leipzig. Zum Teil mit fatalen Folgen: Denn was für Männer gut ist, kann für Frauen sogar gefährlich sein.

Frauenherzen schlagen anders

In den letzten 20 Jahren setzte sich immer stärker die Erkenntnis durch: Frauenherzen schlagen anders! Und da sprechen die Unterschiede auf den ersten Blick für die Frauen: „Durch das weibliche Geschlechtshormon Östrogen haben Frauen einen natürlichen Herzschutz“, sagt die Frauenherz-Expertin. Doch dann kommt die Menopause – und mit ihr die Gefahr. Laut Statistik steigt nach den Wechseljahren das Risiko für einen Herzinfarkt stetig an. Und: Für Frauen ist die Prognose nach einem Herzinfarkt deutlich schlechter als bei Männern.

Herzinfarkt bei Frauen gefährlicher

Zurzeit sterben in Deutschland mehr Frauen an einem Herzinfarkt als Männer! „In Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Erkrankung ist die Sterblichkeit teilweise sogar doppelt so hoch“, so Frauenherz-Expertin Prof. Eifert.

Die Ursachen sind vielfältig: „Das Thema Frauenherzen steht nicht im Fokus – und das betrifft alle Bereiche der Erkrankung:Risiko, Symptome, Diagnostik bis zur Behandlung und den Verlauf danach“, sagt Prof. Sandra Eifert.

So sind in der Forschung die Versuchstiere meist männlich, auch die Probanden von Studien sind eher Männer. „Das liegt daran, dass man die Nachfahren nicht schädigen will. Es muss also immer erst geklärt werden, ob die Frauen nicht schwanger sind.“ Da sind Männer eben unkomplizierter.

So erkennen Frauen einen Herzinfarkt rechtzeitig

Auch im Bereich Diagnostik liegt in Sachen Frauenherzen noch einiges im Argen. Was an den unterschiedlichen Symptomen bei Frauen liegt.

Minutenlange Schmerzen im Brustkorb galten lange als das typische Symptom eines Herzinfarkts. Und es stimmt nach wie vor – für Männer! Doch ausgerechnet dieser Alarm-Klassiker tritt bei Frauen mit einem Herzinfarkt eher selten auf, Betroffene berichten eher von einem Druck- oder Engegefühl in der Brust. Tatsächlich haben Frauen häufig eher unklare Anzeichen, ein Herzinfarkt kündigt sich bei Frauen eher mit unspezifischen Symptomen an.

Herzinfarkt-Symptome bei Frauen

  • Übelkeit
  • Schlappheit /Müdigkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Grippesymptome
  • Sodbrennen
  • Verdauungsbeschwerden

Herzinfarkt-Symptome bei Männern

  • starke, über Minuten andauernde Schmerzen hinter dem Brustbein
  • Schmerzen, die in Arme, Schultern und Hals ausstrahlen
  • blasse Gesichtsfarbe und kalte Schweißausbrüche
  • Kurzatmigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen

Herzinfarkt-Symptome bei Frauen werden oft nicht ernst genommen

Mit solch unspezifischen Beschwerden werden Frauen teilweise nicht ernst genommen. Es passiert immer noch zu oft, dass nach einer Untersuchung auf den ersten Blick am Frauenherz alles in Ordnung zu sein scheint. Dabei sind bei Frauen oft auch die ganz kleinen Gefäße am Herzen betroffen, die dann erst Beschwerden zu einem Zeitpunkt hervorrufen können, wenn die Belastung bereits vorbei ist.

„Daher ist es wichtig, dass vor allem für Frauen mit einer Herzerkrankung die funktionelle Diagnostik genutzt wird. Dabei schaut man sich das Herz unter Belastung an, macht zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung unter Stress. Auch eine Szintigrafie oder Kernspintomografie sind möglich.“ Warum? „Viele Richtlinien (im Bereich der Untersuchungen) sind an Männern orientiert“, sagt Frauenherz-Expertin Prof. Eifert. Immerhin: „Das ändert sich zum Glück gerade ein bisschen.“

Aber auch die Frauen selbst nehmen ihre Symptome zum Teil nicht ernst. „Sie treffen zwar meist die Gesundheitsentscheidungen in der Familie, machen Arzttermine für die Kinder und schicken ihren Mann zur Vorsorge. Da bleibt wenig Zeit für sie selbst. Sie nehmen sich nicht den Raum, um ihre Symptome abzuklären.“

Nach Menopause: erhöhtes Herzinfarkt-Risiko für Frauen

Wenn sich Frauen ach der Menopause schlapp fühlen, schieben sie es auf die fehlenden Hormone oder das Alter. Dabei kann das bereits ein deutliches Warnsignal sein. Die Gefahr für Frauen ist nach der Menopause sogar erhöht, denn es gibt viele Risiken, die Frauenherzen belasten:

  • Fettstoffwechselstörungen
  • Übergewicht
  • Rheuma
  • Autoimmunkrankheiten (die teilweise erst nach der Menopause in Erscheinung treten)
  • seelischer Stress

Syndrom „gebrochenes Herz“ bei Frauen häufiger

Frauen nehmen sich vieles zu Herzen, das kann dann auch aufs Herz gehen. Das Syndrom des gebrochenen Herzens ist daher bei Frauen häufiger als bei Männern. Es tritt meist in Folge eines schweren Schicksalsschlags auf. Frauen sollten daher achtsamer sein.

Hinzu kommen die Schwangerschaftskomplikationen, wie Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit während der Schwangerschaft bis hin zur Schwangerschaftsvergiftung. Wenn Patientinnen solche Komplikationen durchgemacht haben, steigt das Risiko eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls bei den Frauen im Laufe des Lebens auf das Doppelte im Vergleich zur Normalbevölkerung.

Das alles zeigt: Das Wissen um den Unterschied kann Leben retten. So kam es bei einem Herzmedikament bereits zu Todesfällen – „nicht weil das Medikament Frauen schädigt, sondern weil die an Männern erforschte Dosierung für Frauen einfach zu hoch war.“ Genau hier sollte die Forschung ansetzen, so Prof. Eifert: „Es muss genauer hingesehen werden, ob Mann oder Frau, welches Gewicht – all das kann den Unterschied machen.“

Was sich die Frauenherz-Expertin wünscht? „Dass die Medizin Frauen als Ganzes betrachtet. Und dass Frauen achtsamer sind, wenn es um sie selbst geht. Dass sie mehr auf ihr Herz hören – im wahrsten Sinne des Wortes.“

Frauenherzen in Zahlen

  • Frauenherz wiegt etwa 250 Gramm
    Das männliche Herz ist um die 15 cm lang und wiegt etwa 300 Gramm. Das weibliche Herz ist deutlich kleiner, „nur“ etwa 12 cm lang und wiegt um die 250 Gramm. Männer verfügen zudem über mehr Muskulatur am Herzen.
  • 70 Schläge schneller als Männer
    Um die fehlende Größe auszugleichen, leistet das Frauenherz Höchstarbeit. Frauen kommen auf rund 70 Schläge pro Minute, Männer „nur“ auf 60 Schläge.
  • 1-2 Millimeter Herzkrankgefäße
    Auch die Herzkranzgefäße sind bei Frauen kleiner und enger: Am Männerherzen sind die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel versorgen, 1,5–2,5 Millimeter weit, bei Frauen 1–2 Millimeter.
  • Ab 65 Jahre steigt das Risiko
    Ab dem 65. Lebensjahr steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen für Frauen stetig an. Der akute Herzinfarkt ist auch bei ihnen die häufigste Todesursache.
  • 4,5 Stunden bis zur Notaufnahme
    Eine Studie bewies: Bei einem Herzinfarkt vergehen bei über 65-jährigen Frauen bis zu 4,5 Stunden, bis sie in der Notaufnahme sind. Bei jüngeren Frauen dauert es durchschnittlich 2,5 Stunden. Im Vergleich: Bei über 65-jährigen Männern sind es rund 3,5 Stunden, bei jüngeren Männern gut 3 Stunden.

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